"Wild at heart" mit Acryl
Hinter dem Begriff 'Soul Painting' versteckt sich die Kunst, mit dem Herzen und der Seele frei zu malen. In dem gleichnamigen Buch gibt die Künstlerin Clara Morgenthau inspirierende Kreativ-Impulse für intuitives Malen und zeigt in zahlreichen Projekten, wie man mit Acryl und Mixed Media tolle Kunstwerke gestalten kann.
Material:
- Transferpapier
- Acrylfarben
- Pinsel
1.
Ausgangsbasis war hier, dass du einen Hintergrund
hast, der sehr viele verschiedene Farben
und eventuell etwas mit Tape Abgeklebtes hat. Um
diese Farben ein wenig zu vereinheitlichen, mische
dir einige Lasuren deiner Wahl an und bringe sie
aufs Bild. Du kannst sie mit dem Pinsel auftragen
oder mit dem Finger und kannst sie auch mit
Wasser besprühen, sodass sie über die Leinwand
fließen. Hier habe ich an einigen Stellen auf die
noch feuchte Lasur Weiß aufgetragen und mit
dem Finger vermischt.
2.
Nimm dir dann einige deiner Lieblingselemente,
die du gefunden hast, und bringe sie auf die
Leinwand. Du kannst ihre Umrisse mit einem weißen
verwischbaren Aquarellstift direkt auf die Leinwand
malen, wie hier im Bild die zwei Blätter links
und das Blatt oben rechts. Und du kannst auch einige
Blätter aufdrucken wie hier die Rhododendron-
Blätter. Dann zeichne dein Lieblingselement auf
die Leinwand. Hab Vertrauen, dass es gelingt, und
wende die Zeichentricks an. Dreh dein Bild auf den
Kopf. In diesem Bild habe ich eine Transfertechnik
für euch angewendet. Grund ist, dass ich euch aufzeigen
wollte, dass ihr alles, was ihr möchtet, auf
euer Bild übertragen dürft, auch wenn ihr es nicht
zeichnen könnt.
3.
Male nun um die Umrisse deiner Elemente
eine deckende Farbe. Diese kann zunächst aus
dünnem Weiß angelegt werden und später lasiert
werden, wie bei dem Blatt oben rechts, oder sie
kann gleich farbig sein. Stelle sicher, dass die Farbe,
die du benutzt, deckend ist. Wenn das nicht der Fall
sein sollte, mische sie mit Weiß. Hier habe ich Kontrastfarbe
verwendet, also Rot-/Orange-/Gelbtöne
auf die blau/grünen Hintergrundfarben. Lass
alle Schichten immer gut trocknen und trage auf
die dünneren Schichten immer mehr dickere Farbe
auf, in die du etwas reinkratzt.
4.
Male dein Lieblingselement (hier die hochspringende
Frau) nach und nach aus oder lass es
einfach so im Hintergrund durchscheinen. Grenze
dafür die Umrisse andersfarbig ab, wie bei den zwei
Blättern auf der linken Seite des Bildes. Das heißt,
wende dich ihr zu und nimm dann wieder Abstand,
um einfach im Bild wieder rumzuspielen, mit Punkten,
Strichen, Tupfern. Wenn du dich an ihr abmühst und bemerkst, dass es dir zu viel wird und es
nicht gelingen mag, geh einfach mit den Fingern
in Farbe und fahr über sie drüber, ja du hast richtig
gelesen. Das bringt uns zum Loslassen und sieht
auch noch gut aus, da wir neue schwungvolle
Energie aufs Bild bringen.
5.
Ich fand, dass meine Lieblingsfigur noch einige
Freundinnen dabeihaben sollte. So kam es zur
zweiten Figur unten links. Sie ist aus einer Zeitung
und entstanden, indem die Umrisse mit einem Aquarellstift
nachgezeichnet wurden. Der Rest ist per
Hand gezeichnet worden. Auch hier gilt: Widme
dich ihr und geh dann wieder woanders spielen.
6.
Die Figur rechts unten ist gezeichnet. Als
Vorlage diente ein Zeitungsausschnitt, bei dem zunächst
auch die Umrisse eingezeichnet wurden,
dann aber von der Vorlage abgewichen wurde. Bei
allem, was ich zeichne, nähere ich mich zunächst
an. Ich zeichne nichts exakt. Es entwickelt sich mit
der Zeit.
Ich weiß, dass ich früher irre viel Bammel vor dem
Zeichnen hatte, und fragte mich: Warum? Ich glaube,
dass es damit zusammenhängt, dass so viele
Erwartungen daran gebunden und verknüpft sind.
Als ich bemerkte, dass es meine eigene Welt ist, in
der ich machen kann, was mir gefällt und was mir
Spaß macht, war dieser Druck weg, genau alles abzeichnen
zu müssen, und ich konnte mich von der
Vorlage, die da auf dem Blatt war, entfernen. Und
mit der Zeit, durch viele Collagen, die übermalt
wurden, fasste ich das Vertrauen: Ich kann zeichnen.
Alles, was ich will, in meiner eigenen Welt. Und so
verlor ich die Furcht vorm Zeichnen. Es kommt immer
drauf an, was wir von unserer Natur her mitbringen.
Wenn du merkst, du hast einen Hang,
Dinge sehr exakt und genau zu machen, und hast
unglaubliche Freude daran, ist das supertoll, dann
wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit auch sehr
leicht exakte Dinge nachzeichnen. Ich merkte an
mir, dass ich diese Ausdauer nicht hatte beim Zeichnen,
und so galt es, einen Weg zu finden, diese Furcht
zu überwinden. Es sind immer wieder unsere vorgefassten
Glaubenssätze, die uns zur Strecke bringen.